WARUM ICH "MÄNNLICHER NARZISSMUS" MEHR ALS EINMAL GELESEN HABE
- Christine Rautschka

- 16. Juni
- 1 Min. Lesezeit
Es gibt Bücher, die ich nur einmal lese und solche, die mir immer wieder in die Hände fallen. Wie z. B. "Männlicher Narzissmus" vom Psychiater und Neurowissenschaftler Dr. Dr. Raphael M. Bonelli (Pantheon Verlag).
Der Auslöser war eine Begegnung mit einem Menschen, dessen Verhalten mich zutiefst irritierte. Vieles war unlogisch, unnahbar und widersprüchlich. Erst durch die Auseinandersetzung mit dem Konzept des Narzissmus konnte ich bestimmte Verhaltensweisen und Aussagen einordnen.
Der Begriff Narzisst wird heute sehr inflationär und vorschnell verwendet. Zwischen Reels, Memes und Selbstdiagnosen verliert sich jedoch oft die Tiefe.
Meine Empfehlung: statt Kurzvideos lieber Fachliteratur lesen. Bonellis Buch liefert genau das: klare, verständliche und differenzierte Einblicke.
Besonders interessant finde ich seine Abgrenzung zur gängigen Vorstellung, Narzissten leiden an mangelndem Selbstwertgefühl aufgrund von unbewusster Angst. Bonelli stellt das anders dar: "Der Narzisst kreist nicht angstvoll um sich selbst - sondern er kreist verliebt um sich selbst."
Er beschreibt die klassischen Merkmale der narzisstischen Persönlichkeitsstörung praxisnah und gut nachvollziehbar.
Das Buch beleuchtet auch die Hintergründe zur Entstehung dieser Persönlichkeitsstruktur. Statt genetischer Ursachen geht man heute davon aus: Narzissmus ist überwiegend erworben. Besonders lesenswert ist das Kapitel „His Majesty the Baby“, in dem Bonelli gesellschaftliche Fehlentwicklungen analysiert.
Und wie geht man im Alltag mit solchen Persönlichkeiten um?
Meine Erfahrung: im privaten Umfeld durch konsequenten Kontaktabbruch.
Im beruflichen Kontext hingegen helfen emotionale Distanz, klare Grenzen, eine nüchterne Kommunikation, Erwartungen reduzieren und sich nicht in Machtspiele verwickeln zu lassen.
Für mich ein Buch, das man mehr als einmal lesen kann.




